Geschichte zur Bahnstrecke

Geschichte der Strecke Bad Orb – Wächtersbach
 
Die Geschichte der Bahnstrecke Bad Orb – Wächtersbach begann vor über 120 Jahren am 20. August 1900 mit der Gründung der Bad Orber Kleinbahn AG. An dieser waren jeweils mit einem Drittel der damalige preußische Staat und die Provinz Hessen – Nassau beteiligt. Hinzu kamen noch der Landkreis Gelnhausen und die Stadt Bad Orb mit je einem Sechstel.
 
Am 23. Mai 1901 wurde die Strecke (ursprünglich Regelspur mit 1435 mm) schließlich eröffnet.
 
Bereits 1902 wurde eine gemeinsame Verwaltung aufgebaut in der die Bad Orber Kleinbahn AG und die Wächtersbacher – Birsteiner Kleinbahn AG (Strecke: Wächtersbach – Hartmanshain, 1435mm) aufgingen.
 
1911 wurde die Strecke hinter dem Bahnhof Bad Orb um ca. 1,7 km verlängert. Die Trasse verlief durch die Haselstraße und weiter im Haseltal bis zur Talstation der Seilbahn am Wintersberg. Hier wurde bis 1921 hauptsächlich Güterverkehr für den damaligen Truppenübungsplatz Lettgenbrunn auf der Wegscheide abgewickelt.
 
1915 kamen die Spessartbahn AG (Strecke: Gelnhausen – Lochborn, 900 mm) und die Freigerichter Kleinbahn AG (Strecke: Gelnhausen – Somborn – Langenselbold, 1435 mm) dazu.
 
Zum 01. April 1937 fusionierten die 4 Streckenbetreiber zum Eigenbetrieb „Gelnhäuser Kreisbahnen“ unter Leitung des damaligen Kreises Gelnhausen. Später wurden die Gelnhäuser Kreisbahnen als Teil der Kreiswerke Gelnhausen weitergeführt.
 
In den 1960er Jahren stiegen die Verluste, so dass der 1974 entstandene Main – Kinzig – Kreis einen Betrieb der Strecke Bad Orb – Wächtersbach nicht weiter unterstützen wollte, ob wohl im selben Jahr über 500.000 Fahrgäste auf der Strecke befördert wurden. Auch seitens der damaligen Politik kam keine Unterstützung. Diese wollten stattdessen einen Busverkehr etablieren und dafür den Zugverkehr in absehbarer Zeit einstellen.
 
Die Stadt Bad Orb blieb aber der Strecke treu und setzte sich für einen Weiterbetrieb ein. 1979 schloss deshalb die Stadt Bad Orb mit den Kreiswerken Gelnhausen einen Stromliefervertrag und beteiligte sich mit 500.000 DM am Bau von zwei Brücken, die im Zuge des Baus der A66 und der neuen Trassierung der damaligen Bundesstraße 40 nötig geworden waren. Die Kreiswerke Gelnhausen verpflichteten sich im Gegenzug, die Strecke weitere 15 Jahre zu Betreiben. Für die Baumaßnahmen ruhte der Zugverkehr zwischen 1981 und 1982.
 
Im Mai 1991 kam es an einem mit Blinklichtern gesicherten Bahnübergang in Bad Orb zu einem schweren Unfall. Eine Schülerin, die den aus Wächtersbach kommenden Zug noch erreichen wollte, wurde beim unachtsamen überqueren der Gleise vom Zug erfasst und schwer verletzt. Das nachfolgende Gerichtsverfahren ging bis vor den Bundesgerichtshof. Trotz aller notwendigen Sicherungsmaßnahmen sahen die Richter die volle Schuld bei der Eisenbahn.
 
Daraufhin wurde zwischen Dezember 1991 und dem 31. Januar 1993 der Zugverkehr eingestellt und der Bahnübergang technisch auf den aktuellen Stand gebracht. Die Kosten für diese Maßnahmen wirkten sich zusätzlich negativ auf die Bilanz aus. Hinzu wären noch anstehende Investitionen für den Oberau der Strecke gekommen. Letztlich wurde der reguläre Zugverkehr am 04. März 1995 eingestellt.
 
Aber die Stadt Bad Orb setzte weiterhin auf eine mögliche Wiederaufnahme des Zugverkehrs nach Wächtersbach. Der Versuch SPNV (Schienen-Personen-Nahverkehr) wieder einzuführen scheiterte.
 
1996 konnte die Stadt Bad Orb die Strecke für eine symbolische Deutsche Mark kaufen.
 
1999 wurde mit der „Dampfkleinbahn Bad Orb Rolf Jirowetz & Sigfried Theimer GbR“ ein neuer Betreiber gefunden.
Unter der Bedingung, dass man die Strecke später wieder auf 1435mm Umspuren könnte, begann im Jahr 2000 die Umbauarbeiten auf 600mm Schmalspur. Anfangs war ein Zugverkehr nur bis zum Haltepunkt „Bad Orb – Aumühle“ möglich. Ab dem Jahr 2002 war die Strecke bis zum Haltepunkt „Aufenauer Berg“ befahrbar. Am 31. Oktober 2006, also 11 Jahre nach dem letzten regulären Zug, fuhr endlich wieder eine Eisenbahn aus Bad Orb im Kleinbahnhof Wächtersbach ein. Der Umbau der Strecke erfolgte ehrenamtlich durch die dahinterstehenden Eisenbahnfreunde.